Berlin ist das New York Deutschlands, vielleicht sogar Europas. Ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen, Völkergruppen und Traditionen. Sicherlich ist die deutsche Hauptstadt alles, aber nicht Deutschland. Ein eigener Stadtkosmos, mit eigenen Regeln.

Und Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Das fängt beim Rauchverbot an, an das sich die wenigsten Gastronomiebetriebe halten und demonstrativ Aschenbecher auf die Tische stellen, und hört beim Ignorieren von urdeutschen Traditionen an. Eine dieser ist Brutzelwerner’s Brutzelbude in der Arminius Markthalle in Moabit.

Der Imbissstand des kauzigen Berliner Originals steht in der Arminius Markthalle gefühlte 100 Jahre und macht den Anschein, schon lange vor der Halle da gewesen zu sein. Ich bin sicher, dass diese um Brutzelwerner’s Stand herum gebaut wurde. Und das gibt ihm das Recht, noch weitere 100 Jahre seine Gäste zu bewirten, welche die Originalvorlage von Schildkröte aus Oli Dittrich’s „Ditsche“-Sendung sein könnten. Auf alten Hochstühlen wortlos mürrisch und apathisch Brutzelwerner’s Wurstfettspritzer zählend.

Nur: Diese vier Gäste werden dem sympathisch sturen Boulettenkneter nicht die Stand- geschweige denn Wohnungsmiete sichern. Und neue potenzielle Kunden finden sein Angebot von durch den Wolf gedrehten Tierkadavern etwa so anziehend wie Donald Trumps Frisur. Längst ist die Arminus Markthalle ein Treffpunkt vom urbanen Berlin geworden. Mit entsprechenden Ausstellern / Gastronomieangeboten. Die den Trend von Clean Eating erfasst haben und in unterschiedlichen Ansätzen auf den Teller bringen.

Damit wir uns richtig verstehen: Umtriebige langjährig aufgebaute und erhaltene Kleinunternehmen müssen überleben. Unbedingt. Schon nur, um den Markt nicht kampflos seelenlosen machtgetriebenen Grosskonzernen und lieblos monopolistischen Restaurantketten zu überlassen. Wie etwa Jamie Oliver’s unsägliche „Jamie’s Italian“, welches soviel Italianita versprüht wie Oliver Kahn. Menschlich gesehen tut mir dieser sympathische Ureinwohner – Brutzelwerner, nicht Oliver Kahn – deshalb leid. Denn was er tut, macht er mit Überzeugung, aber eben ohne Weitblick. Und mit einer an Realitätsverweigerung angrenzenden Konsequenz.

Öffnungszeiten
Mo  – Sa: 9.00h – 22.00h
Sonntag geschlossen

Adresse:
Arminiusstraße 2-4,
10551 Berlin

Tel. +49 1511 5307908
arminiusmarkthalle.com