Oberndorf – Tirol

Am 9. September 2018 war es endlich soweit, nach monatelanger Vorfreude, aber auch Ungewissheit, ob man den Spartan Beast auch tatsächlich schafft. Ein guter Freund und ich hatten bei einer abendlichen Plauderei die Idee, bei diesem Bewerb als Team anzutreten, da uns die reinen Laufwettbewerbe (Marathon und Halbmarathon) auf Dauer doch zu eintönig wurden.

Die Vorbereitung – Kraft aufbauen

Nach der spontanen Anmeldung war jedoch die Frage, wie der Trainingsumfang aussehen sollte? Zur Vorbereitung besorgten wir uns im Bauhaus einen 25 kg Sandsack sowie ein Seil das wir um eine Tanne montierten, um sich bereits auf die jeweiligen Disziplinen wie beispielsweise Rope Climb vorzubereiten. Dazu gehörte auch dass wir Baumstämme im Wald von A nach B trugen. Ausserdem konzentrierte ich mich in meiner rein pflanzenbasierten Ernährung noch mehr, die richtigen Nährwerte zuzuführen.

Wir wussten, dass wir vom läuferischen und konditionellen Zustand gut aufgestellt waren, da wir Trail-Runner und Biker sind (noch dazu hatte mein Spartan Beast Partner den letzten Pitz Alpin mit 44 km und 2800 Höhenmetern absolviert). Die Defizite, die wir als Ausdauersportler aufholen mussten, waren muskulär bedingt, insbesondere in der Armkraft.  Natürlich hätte es für den Start weniger krasse Wettbewerbe gegeben, aber die Challenge bei Spartan Beast zu bestehen, hat uns motiviert.

Das Rennen – 6 stündiger Kampfschweiss mit vielen Hindernissen

Am Tag des Events in Oberndorf in Tirol herrschte positive Atmosphäre und alle Teilnehmer, von den Athleten und Zusehern bis zu den Volontären, hatten eine sehr positive, freundliche Ausstrahlung und eine enorme Hilfsbereitschaft. Würde die Welt aus Spartanern bestehen, gäbe es sicherlich weniger Konflikte auf dieser Welt.

Das Rennen mit über 25 Kilometern, ca. 1.600 Höhenmetern und 42 Hindernissen fand bei herrlichem Wetter statt. Insgesamt 10.000 Athleten aus 40 Nationen standen am Start – das absolute Teilnehmerlimit – und somit ausverkauft. Davon waren beim Beast – also den Spartanprofi-Teilnehmern – insgesamt 3000 Athleten dabei. Bei den Männern gewann der bärenstarke Spanier Albert Soley in einer fabelhaften Zeit von 2 Stunden 37 Minuten und 44 Sekunden. Unglaublich auch die Leistung der Gewinnerin Zuzana Kocumková welche mit 2 Stunden 57 Minuten 7 Sekunden als erste Frau das Ziel erreichte und Siebente in der Beast Gesamtwertung wurde!

Wir hatten den Startblock in der Age Group 39+ um 08:30 Uhr erwischt und wurden durch den Anheizer Mike auf Betriebstemperatur gebracht. Die Strecke führte zum Hartsteinwerk Kitzbühel weiter durch den Wald dann auf die andere Seite und rauf auf das Kitzbüheler Horn (Angerer Alm) zum Harschbichl und retour zum Eventgelände. Die ersten Herausforderungen im Steinbruch waren die Querung des kleinen Sees und die Bucket Brigade. Die Eimer sind so konstruiert, dass es einem schön die Finger einschneidet. Alles wird von einem Marshall begutachtet, dass man ja jede Übungen ordentlich ausführt. Weiter ging es bergauf zu den nächsten Hindernissen, wo ich erstmalig scheiterte und auf steinigem Untergrund die ersten 30 Burpees absolvieren durfte. Dies ist jedes Mal die Strafe, wenn man eine Übung nicht schafft. Diese Burpees waren auch für die Endzeit ausschlaggebend, da die Ausführung immer enorm viel Zeit kostete.

Das wirkliche „Aroo Aroo Aroo“ Erlebnis hatte ich dann beim Spear Throw, da ich in meinem Leben zuvor noch nie einen Speer geworfen hatte. Jedoch traf ich und er blieb im Boden stecken.

Es folgten einige weitere Hindernisse auf diesem Waldstück, wobei das Kettenschleppen durch den sehr tiefen Morast sehr tough war und sich das Seilklettern mit dem extrem dünnen und rutschigen Seil als für viele nicht zu meistern herausstellte – wieder 30 Burpees waren angesagt.

Und so verlief der Parcour weiter mit brutalen Bergaufstiegen, Schwimmeinheiten im nur 9 Grad „warmen“ Bergsee, Sandbag Carry, Schleppen von Holzstämmen und vielem mehr. Das alles in einer atemberaubenden Kulisse, die man jedoch in dieser Zeit nur schwer genießen konnte.

Am Ende durchquerten wir noch noch einen reißenden Fluss, gesichert von zwei Männern der Wasserrettung und liefen dann nach zermürbenden (in unserem Fall) sechs Stunden im Startgelände ein, wo noch die eine und andere anstrengende Überraschung auf uns wartete. Nach weit über sechs Stunden haben wir den ersten Spartan gemeistert, wir sprangen über die Feuerstelle und es war ein Glücksgefühl sondergleichen.

Fazit mit blauen Flecken und Lächeln im Gesicht
Für das nächste Rennen wissen wir nun was uns erwartet und können uns gezielt auf die einzelnen Hindernisse vorbereiten. Auf jeden Fall empfehlenswert im Vorfeld eingehend zu trainieren ist die Bezwingung der drei Meter Wand. Hier ist eine eigene Technik auschlaggebend, denn die Höhe ist grenzwertig. Ich habe von diesen Wänden heftige Andenken in Form von großflächigen blauen Flecken an den Oberschenkeln.

Gratulation den Veranstaltern an die perfekte Umsetzung dieses sensationellen Bewerbes in dieser großartigen Gegend von Tirol – jeder Euro des Startgeldes ist es wert, für das was man geboten bekommt.

Ich zähle diesen Tag, geschunden und mit vielen blauen Flecken, trotzdem zu einem meiner schönsten im Lebens!

PS: Hier noch eine Auflistung der Hindernisse welche zu bewältigen waren, soweit ich mich erinnern kann 😉:

Bucket Brigade / Barbed Wire Crawl / Hercules Hoist / Rope Climb / Spear Throw / Wall Jump / Traverse Wall / Tyrolean Traverse / Multi Rag / Sandbag Carry / Memorization Test / Fire Jump / Bridges / Water Moats / Over-Under-Through / Log Hop / Slip an Slide / Slackline / Twister / Log Carry / Swim / Olympus / Farmers Carry / Low Crawl / Inverted Wall / Vertical Cargo / Slip Wall / Water Crossing / Z Walls / Bender / Stairway to Sparta usw..

Photocredits:  ©Sportograf